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10.-12.07.2021

Köln

Von der illustren Grossstadt dem defekten Kochfeld, Ölzeug und Reiseplanung

Über das Teil haben wir noch gar nichts geschrieben. Aber vor drei Tagen ist uns das Induktionskochfeld auf Störung gegangen. Nach mehreren Mails, Telefonaten und Durchlesen hundertseitiger Betriebsanleitungen, vom Stromlosmachen und Rebooten des intelligenten Kochfeldes bis zur Feststellung des definitiven Headcrashs des Suppenerwärmers vergingen bereits einige Tage. Noch mehr Zeit verging mit der Suche nach jemandem, der so ein Kochfeld aus- respektive wieder einbauen könnte. Ist dies nun ein Bootsbauer, ein Küchenbauer, ein Schreiner oder ein Haushaltsgeräte-Ersetzer. Keiner hatte das passende Kochfeld zur Hand noch fühlten sie sich in der Lage, eine mit der Abdeckung bündig eingebaute Glaswärmeplatte fachgerecht einzubauen. Von den Telefonaten mit dem Generalimporteur dieses slowenischen Produktes mit der Anfrage um Garantie ganz zu schweigen. Sollten wir doch so viele uns nicht zur Verfügung stehende Dokumente mit Nummern und Daten angeben, dass wir uns entschieden, ein neues Teil zu kaufen. Und fast nicht zu glauben: wir fanden bei Saturn einen Service, der per Internet anbot, dies zum Fixpreis und mit unglaublichen Konditionen zu ersetzen. Schon gleichentags bekamen wir die Bestätigung und den Montagetermin innerhalb von zwei Arbeitstagen zugesichert. Das hätte auch alles geklappt. Alle Mails und SMS deuteten darauf hin. Terminrahmen fixiert. Mit dem Hinweis an die Zentrale, dass der Reparaturort auf einem Schiff ist und das mit der Adresse halt so eine Sache ist, warteten wir morgens auf den Anruf. Und er kam nicht. Nach mehrmaligen Versuch, die Leitung zu erreichen, klappte dies auch, aber mit dem Hinweis, der Monteur hätte ja angerufen und wir seien nicht Vor Ort gewesen. Doch der Genius hatte unsere Schweizer Mobile Nummer als fehlerhaft eingestuft. Wir sind doch nicht beim James Bond, eine Nummer mit so vielen Nullen kann doch nicht sein und hat halt die 0041 mit 041 gewählt und hat natürlich ins Leere geschossen. Nun musste aber der Auftrag sistiert werden, denn ein neuer Termin wäre erst in einer Woche möglich gewesen. Scheisse, nun müssen wir halt wieder weiter schauen.

So richtiges Ölzeug hatten wir noch nicht in unserer Ausrüstung, es könnte doch noch von Nutzen sein, wenn das Wetter so weitergeht, sich damit auszurüsten, findet sich doch ein entsprechender Laden gerade neben dem Hafengelände. Kurz entschlossen kauften wir für uns entsprechende rote Jacken, wasserfest, warm, mit Radarreflektoren und Stabilo-Boss leuchtender Kapuze. Wir waren der Meinung, dass dieses Ölzeug im Fachjargon Friesennerz genannt wird. Die Verkäuferin meinte, dass nur die gelben wasserfesten Kleider diesen Namen trugen. Was stimmt,wissen wir einfach nicht. Ölzeug war früher ein einfacher Leinenstoff, dessen Oberfläche mit Öl getränkt wurde, um die Seeleute von Wind und Nässe zu schützen.

Marianne ist unsere Tourenplanerin. Es ist noch richtig tricky, die richtigen Gewässer für unser weiteres Fortkommen zu finden. Die Länge der Parcosola ist kein Problem, aber in diversen Kanälen ist die Breite doch schon eine Einschränkung. Aus der Höhe resultieren aber die meisten Begrenzungen. Die Durchfahrtshöhen sind aber an Pegelstände gebunden. Diese erfragt sie für alle Brücken separat und an diversen Orten ab. Alle werden separat nachgerechnet und notiert. Im Moment sind die Pegelstände sehr hoch, sehr volatil und haben "Forecasts" bis zu einem Meter in ein paar Tagen, was der Routenplanung noch mehr abverlangt, vor allem, wenn man wie wir, von der Höhe am oberen Limit kratzt. Also Kratzen sollte es natürlich nicht. Ebenfalls trägt sie aus diversen Büchern, Internet und Karten Informationen für den weiteren Trip zusammen. Mit Akribie kämpft Marianne sich durch die unzähligen Daten und plant eine unbekümmerte Reise. 

Bei unserer Reise durch Deutschland habe wir vor allem offene, unglaublich zugängliche, interessante und lustige Menschen kennengelernt. Vielleicht liegt es auch an den Sportboot-Typen, die alle hilfsbereit und schnell zur Stelle sind und immer zu einem Schwatz bereit. Bei guten Diskussionen fielen aber doch immer wieder Zwischensätze auf wie, das ist aber teuer oder, das gibt es dort viel preiswerter, oder anders gesagt „Geiz ist geil“ ist schon recht verbreitet. Neben Informationen, wo man alles billig einzukaufen bekommt, haben wir viele Geschichten gehört. Mit Freude fährt eine Frau mit ihrem Elektro Auto. Zum Aufladen der Batterie geht sie aber zum Aldi, dort ist der Strom gratis. Der Laden für das Laden ist aber doch einiges von zuhause weg. Entweder man muss eine Stunde warten, bis die Batterie voll ist oder man muss nochmals hingehen. Eine Ladung zuhause käme unter zwei Euro zu stehen. Oder in einem grossen Elektro Betrieb, sowas wie Siemens, bin mir aber nicht sicher, haben die Kader Mitarbeitenden gratis oder günstig Elektro Fahrzeuge erhalten. Dazu konnten sie noch gratis Strom beziehen und die Batterien ihrer Firmenfahrzeuge gratis aufladen. Irgendwann ist es dem Hauswart aufgefallen, dass der Stromverbrauch für die Kaderfahrzeuge sehr hoch war. Dem Stromverbrauch nach müssten die Elektroautofahrer täglich Zehntausende von Kilometer gefahren sein. Nun sind aber die Cleverle jeden Morgen mit leerer Batterie angekarrt, haben sie tagsüber geladen und zuhause ans Netz gehängt und den Strom der Batterie verkauft. Unglaublich. Aber wer hat schon Discounter, die Netto, Penny, Actions oder MäcGeiz heissen?

In den Kranhäusern wirtet ein cooler Italiener in einer entsprechenden Bar. Espresso und Italianità. Meraviglioso. Am Nachmittag ein kleiner Umtrunk steht einem doch einfach zu. Dutzende von Radfahrern haben hier eine Pause eingelegt und sich ein italienisches Eis zur Erfrischung gegönnt. Nun kommt aber ein irgendwie bekanntes Gesicht alleine mit dem Rad angekarrt. Bekannt aus der ARD und ZDF steigt der Mediziner und seines Zeichens Professor für Epidemiologie Karl Lauterbach ab, der wahrscheinlich auch der persönliche Berater von Markus Lanz ist, da er fast in jeder Lanz-Sendung etwas berichtete. Sogar Lafontaine bezeichnete ihn als Corona-Heulboje. Klar sind seine Aussagen immer so trocken, dass man damit gut nasse Keller entfeuchten könnte, aber wir denken, das wird seinen fachlich kompetenten und überlegten Aussagen nicht gerecht. Zu den Bildern

About the author

Chrigel Hunziker und Marianne Ott