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13.6. - 15.6.2023

Stettin die polnische Hafenstadt zur Ostsee

Von Gartz an der Oder nach Stettin

Von Gartz an der Westoder (KM 8) fahren wir bis (KM29), nehmen dann die Verbindung Przekop Klucz-Ustowo zur Ostoder, der wir von KM 731 – KM 738 nach Stettin und dort ans Südufer des Dammschensees folgen.

Bald nach dem Hebewerk Niederfinow steht die Oder als Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen und danach führt der Fluss ganz durch Polen und man fährt in Stettin ein. Eine beachtliche Stadt in der Grösse von Zürich, und sie ist die siebtgrösste Stadt dieses Landes, das gegen vierzig Millionen Einwohner zählt. Die Stadt betreibt den grössten Hafen an der Ostsee, und sie ist mit der Oder über das Binnenwasserstrassen System mit Berlin und dem Rhein verbunden. Für Deutschland scheint diese Wasserstrasse als wichtig zu gelten, hat es doch das Hebewerk Niederfinow erst vor kurzem für viel Geld neu erstellt. Die Stadt wurde im Zweiten erheblich zerrstört. Sie wurde aber nicht sehr hübsch wieder aufgebaut. Ich nenne diese Bauart östlichen Brutalismus. Dieser Stil ist eher zweckmässig als herzlich und formschön. Wichtige und gestaltete Gebäude sind eher schnell aufgezählt: Dazu gehören das Greifenschloss, die Jakobskathedrale, die Hackenterrasse und die neue Philharmonie, welche 2014 als Bestes Bauwerk Europas mit dem Mies-van der Rohe Preis ausgezeichnet wurde. Coole Hütte. Die Altstadt und Ausgehmeile mit einigen hübschen Bars und Restaurants misst etwa dreihundert mal fünfzig Meter, also die Grösse von Burgdorf und der Charme von Uster. Marianne findet diese Umschreibung zu brutal…. Der Bahnhof ist neu und sehr modern gebaut. Er erinnert an eine Halle eines neuen Flughafens. Auf den digitalen Anzeigen sind die Züge gelistet, die in der nächsten Zeit den Hof verlassen. Es sind etwa zehn pro Stunde, in Zürich sind dies bis zu hundertfünfzig pro Stunde. Da kann man eher nicht von einem Bahn-Land sprechen. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges war Stettin in deutscher Hand. Seit 1999 ist Polen in der NATO und seit 2004 in der Europäischen Union. Bezahlt wird noch mit Zlotys.

Bei einem langen und interessanten Gespräch mit einem polnischen Hafen-Nachbarn, in dem wir die europäische Flüchtlingssituation angesprochen hatten, erzählte er uns, dass die Polen bereits 2014 über eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen hatten, welche wegen der Annexion der Krim ihr Land verlassen hatten. Polen sei deshalb der Meinung, dass es richtig sei, dass sie keine Flüchtlinge aus Syrien oder Nordafrika aufnehmen müssten. Wieso dieses Argument nicht in die öffentliche europäische Diskussion eingeflossen ist, bleibt ungeklärt. Vielleicht wurden diese Ukrainer nicht als Flüchtlinge betrachtet, ist doch die Arbeitsmarktsituation in Polen eher sehr angespannt. Es gebe «keine» Arbeitslosen. Und die Ukrainer könnten sich sprachmässig eher schnell ans Polnische gewöhnen. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, aber nach seiner Aussagen gehe das Polnisch-Lernen für Menschen aus der Ukraine eher Monate als Jahre.

Kritisch zu sehen ist der Umgang mit den Richtern in Polen, welcher von der EU mehrfach gerügt und sogar mit hohen Bussen belegt wurde, wurden doch Richter, die ihre Urteile nicht im Sinne der Regierung gefällt hatten, mit Strafen oder Versetzung geplagt. Wahrlich nicht im Sinne der demokratischen Dreifaltigkeit der gegenseitigen Unabhängigkeit von Legislative, Executive und Judikative.

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Chrigel Hunziker und Marianne Ott