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20.-22.09.2021

Magdeburg – Burg – Genthin

 

Ein Bundeswasserstrassenkreuz, eine Kartoffelkönigin und Fleisch als Spurenelement in Buletten

Das Bundeswasserstrassenkreuz Mittelland-Kanal und Elbe bei Magdeburg raubte uns drei Stunden aber Wasserbauwerke zu befahren macht einfach Spass und zeigt einem sehr nah die Ingenieur- und Wasserbauwerkkunst, bei der man einfach mit Physik tausende von Tonnen Schiffe mit Waren in der Höhe und über Brücken und Kanäle locker verschieben kann. Wenn man dazu bedenkt, dass diese Anlagen weit über hundert Jahre alt sind und immer noch mit der gleichen Technik, zwar mit neuen und moderneren Anlagen funktionieren, staunt man nicht schlecht. Dazu fuhren wir über die Niedrigwasserschleuse, die das Niveau auf einer Höhe sichert, um den Magdeburger Hafen ganzjährig und unabhängig vom Pegel der Elbe funktionstüchtig zu halten. Dann mit der nächsten Schleuse auf das Niveau des Mittelland-Kanals zurück, mit dem Aquädukt über die Elbe und mit der folgenden Schleuse auf das Niveau des Elbe-Havel Kanal Richtung Burg. Die lockere Kommunikation mit den Schleusenpersonal per Funk hinterlässt immer eine gute Note.

In Burg, ohne Magde, banden wir die Parcosola an einer Liegestelle ohne Strom und Wasser fest. Für eine Nacht haben wir immer genug Strom, Wasser und Abwassertanks dabei. Ohne auf irgendetwas an Bord zu verzichten. Burg erinnert sehr an ein älteres DDR Städtchen, wenig los, die Gebäude wohl rausgeputzt aber nicht renoviert, nicht fröhlich bemalt und auch nicht gestaltet. Klar hat das Wetter, grau und kalt auch seinen Teil der düsteren Visibilität beigetragen, aber Marianne war irgendwie nach einem kurzen Spaziergang deprimiert zurück. Konsum ist ja nicht alles, aber alles ist nichts ohne Konsum. Irgendwie muss die Wirtschaft einfach laufen. Wenn niemand oder zu wenig Geld verdient wird, wirkt es einfach trist. Weiter nach Genthin und wieder etwas Tristess. Es wird einfach nicht besonders quickig wenn Netto, Aldi, Edeka und Lidl fast wie auf einer Schnur aufgereiht sind. In einem Restaurant haben wir dann zum Nachtessen Buletten bestellt. Ich weiss, dass man die Fleischküchlein auch mit Brot produziert, aber wenn das Tierprodukt als Spurenelement gesucht werden muss, ist irgendwas nicht o.k.. Als Büchsengemüse wurden «Erbsli» mit Rüebli angerichtet, wobei die Karotten bis zum Normstäbchen zusammengeraspelt wurden. Dem nicht genug, der Doseninhalt wurde mit einer ungewürzten Panade aus Wasser und Mehl getarnt. Darauf muss man erst mal kommen.

Dazu gab es Bratkartoffeln, sehr fein, wunderbar gebraten. Ja, das mit den Kartoffeln können sie, das schien eine Kernkompetenz zu sein in diesem Städtchen, gibt es doch in Genthin jedes Jahr einen Kartoffelsuppe Wettbewerb und eine Kartoffel Suppen Königin.

Am nächsten Abend assen wir im meist empfohlenen Restaurant, Surf und Turf, also ein Rinderfilet mit Garnelenspiess, alles wunderbar. Aber obwohl Fleisch und Garnelen als Hauptreiber des Verkaufspreises wirkt, ist der Namensgeber dieses Tellers links oben angerichtet. Und wie könnte es in Genthin anders sein, in der Mitte direkt vor dem Gast sind Unmengen von Pommes Frites aufgehäuft. Vielleicht hallt das noch ein bisschen nach hat man doch in der DDR für die kohlenhydrathaltigen Lebensmittel wie Kartoffeln, Reis, Mais und weitere aus Mehl produzierten Speisen das Wort Sättigungsbeilage benutzt. Das Wort muss man sich mal auf der Zunge vergehen lassen. Was dieses Wort über die Esskultur im Hirn hinterlässt ist unglaublich.

Neben dem Hafen hat es ein Sportverein, da kostet die Jahresmitgliedschaft 10 Euro, aber der Hinweis auf Erlass bei kleineren Einkommen ist gerade auf der Homepage dokumentiert, gut mit 12 Euro bist du mit Benutzung der Schwimmhalle dabei.

Der Hafen ist relativ neu und ist im Rahmen eines EU-Aufbau Projektes realisiert worden. Die Infrastruktur ist perfekt. Der Hafen hat dadurch auch eine Waschmaschine, einen Tumbler und eine Fäkalientankabsauganlage. Wahrscheinlich ist diese Anlage noch nie in Betrieb gewesen, fehlt doch ein Gummiübergangsstück, das der Hafenmeister nicht weiss, wo er es herbekommen soll. Also im Moment bleibt alles beim Alten. Alle Fäkalien und das Grauwasser landen einfach im Kanal und Absauganlagen bekommen Standschäden. Irgendwie kommt mir das so vor wie wenn wir in Entwicklungshilfe nach Afrika investieren und wir dann fast nicht begreifen wenn etwas was für uns vollkommen klar erscheint, zwar funktioniert aber nicht benutzt wird. Aber eben da müssen wir nicht nach Afrika schauen da reicht ein Blick nach Deutschland. Aber wahrscheinlich gibt es sowas ja auch in der Schweiz.

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About the author

Chrigel Hunziker und Marianne Ott