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21.6. - 26.6.2023

Die kultige Ferieninsel mit den Ostseebädern

Ueckermünde nach Usedom über Wolgast zurück nach Zinnowitz alles irgendwie rund um Usedom

Das sehr seichte Wasser im Stettiner Haff und im Peenestrom zwingen uns, sehr genau auf den vorgegebenen Wasserstrassen zu fahren. Diese sind zum Teil nur zehn oder fünfzehn Meter breit. Es ist also bei Gegenverkehr und Wind sehr viel Vorsicht und Konzentration geboten, ist doch die Wassertiefe neben dem vorgegebenen Weg öfters unter unserem Tiefgang. Das Dörfchen Usedom mit etwa zweitausend Einwohnern gibt der ganzen Insel, die fast die Grösse der Basellandschaft hat, den Namen und ist deren «Hauptstadt». Usedom gilt in Deutschland als Sonneninsel und ist im Norden, also an der Ostsee, übersät mit Badeorten. Im Süden liegt sie am Stettiner Haff und am Peenestrom. Etwa siebzig Prozent ist deutsch und der Osten ist polnisch (Swinemünde). Über zwei Brücken bei Wolgast und Zecherin ist die Insel per Bahn und Auto erreichbar und mit dem Flugi über den Flughafen Heringsdorf. In Wolgast lagen wir am Hafen auf der Schlossinsel gerade neben der beachtlichen Zugbrücke. Wenn die Brücke geöffnet ist, ragt die Fahrbahn um die fünfzig Meter in die Höhe. Mit zwei Hydraulik-Kolben wird die Brücke mit einer sehr schön designten Konstruktion und Gegengewichten geöffnet und geschlossen. Wegen der tief blauen Farbe wird sie auch «Das blaue Wunder» genannt. Eine ganz coole Brücke. Meyne Marianne hat es sich nicht nehmen lassen, das im Ort aufgeführte Freilufttheater anzuschauen. Eine Geschichte im Musicalstil aus der späten DDR, gerade so um die Wende. Mit fünfundzwanzig Beteiligten wurden auf eine liebevolle Art Klischees und Musik aus dem Leben der DDR aufgenommen und schwungvoll inszeniert, inkl. Udo-Lindenberg-Double und seinem Sonderzug nach Pankow.

Unser Liegeplatz nahe an der Hebebrücke gab den Blick für einiges Hafenkino frei, fuhren doch langsam einige kleine Katamaran-Kampf-Segler mit Neoprenanzügen und Trapezen des Typs Topcat vor die Brücke. Mit ihren Masten konnten sie die Brücke nicht unterqueren und Warten bis der regelmässige Brückenzug stattfand, kam wohl auch nicht in Frage. Die zwei hingen voll seitlich in die Seile und ein Coach in einem motorisierten Schlauchboot hob auf der Gegenseite eine Kufe des Cats kurz an, das ganze Segelschiff kippte auf eine Seite, die Mannschaft stellte sich auf die im Wasser liegende Kufe und wurde mit dem Schlauchboot unter der Brücke durchgezogen. Mit Leichtigkeit stellten die Jungs das Segel wieder auf und zischten ab. Gut, ich sass zum Zuschauen auf einem bequemen Sessel im Heck unserer Parcosola und genoss einen Cappuccino, aber das mit den Topcat ist definitiv keine Sportart für mich:  zwischen den Kufen nur ein gespanntes Netz und nicht ein Ort, wo man ein Getränk hinstellen könnte. Dafür überall Haken und Seile, um die Trapeze einzuhängen. Fantastisch.

Der grösste Arbeitgeber vor Ort ist die Peenewerft. Die Anzahl Mitarbeitende ist nicht eruierbar. Sie gehört seit etwa 10 Jahren zur NVL Group (Naval Vessels Lürssen) und sie baut Spezialschiffe für die Marine, aber auch Luxusliner für den Privatgebrauch, wenn es so um die hundert Meter lang sein soll.

Wir wollten die Ostseebäder auf Usedom mit dem feinen Sand, den Strandkörben, den Dünen und den Badenden von der Meerseite her betrachten. Es ist aber bei keinem Ostseebad ein Hafen vorhanden. Es wäre sehr aufwändig gewesen, in die Dünen und den weichen Sand Häfen zu bauen. Darum hat man es auch noch nie versucht. So haben wir uns entschieden, nochmals etwas von Wolgast zurück zu fahren und über das Achterwasser - wie das Gewässer hinter dem Badeort Zinnowitz heisst - die Düne anzugreifen. Mit einem dreiviertel stündigen Fussmarsch betraten wir Zinnowitz. Die in Prospekten gelobte Bäderarchitektur ist mehr als scheusslich. Eine Mischung aus Swissminiature, Disneyland und amerikanischer Südstaaten Architektur zeugen zwar von Gestaltungswillen, aber vor allem von der Hilflosigkeit in Stil und Design bis hin zu völlig unlogischen statischen Elementen. Der Strand am Fusse der Dünen ist aber unangetastet und strahlt mit seinen uniformen Strandkörben eine wohltuende Ruhe gegenüber dem Städtchen Zinnowitz aus. Die Zäsur mit den gebauten Landbrücken, bei denen Schiffe zwar anlegen aber nicht parken können, machen die Gegend sehr versöhnlich.

 

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Chrigel Hunziker und Marianne Ott