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31.5. - 8.6.2023

Zum Saisonstart 2023

Von Berlin-Spandau nach Oranienburg

 

Bereits sind wir mehrfach in den Münchner Zug in Winterthur eingestiegen. Mit einem kurzen Aufenthalt im Hauptbahnhof München weiter mit dem ICE Richtung Hamburg um eine Station nach Berlin Hauptbahnhof in Berlin Spandau den Zug verlassend ins Taxi und zehn Minuten später im Hafen Scharfe Lanke bei unserer Parcosola an Bord zu sein. Bereits wie immer sind beim Saisonstart einige Reparaturen fällig. So rinnt eine Dusche, der Dusch-WC-Sitz hat kein Wasser, die Batterien der Rauchmelder sind alle, das neue Bord W-LAN geht nicht und die Nachtsichtkamera musste ins Werk gesandt werden. Das Schiff fanden wir aber in sehr gut gereinigtem Zustand an. Es sah aber nicht so aus, als wenn wir gleich folgetags mit der neuen Reise beginnen konnten. Geniessen wir halt noch ein wenig Berlin Spandau und schauen, dass die Reparaturen zu ganzen Teilen im Schiff führen. Wir hatten doch extra die beste W-LAN Anlage bestellt, um immer an Bord mit der Welt verbunden zu sein. Zu Elon Musk’s Starlink hatten wir uns noch einige Gedanken gemacht, hatten uns aber dennoch für den Weg über das Mobilenetz und die Swisscom entschieden. Dass dies nun doch nicht funktionierte, machte uns stutzig. Der Netzwerkspezialist konnte bei der Installation keine Fehler feststellen und er forderte uns auf, bei der Swisscom die Funktion zu überprüfen. Und siehe da, der Telefonanbieter hatte bei der Übernahme der Nummer die Dual-Sim-Karte nicht aktiviert. Das erste Problem gelöst. Super. Es sieht so aus, dass wir bei den anderen Problemen noch etwas warten müssen. Das gehört sich bootmässig so. Nun sind wir am Dienstag, den 6. Juni Richtung Oranienburg losgetuckert. Zuerst sind wir auf der unteren Havel Wasserstrasse KM 5 bis 0., dann auf der Havel-Oder-Wasserstrasse vom KM 0 bis 25 und am Schluss auf der Oranienburger-Havel bis zum Schlosshafen Oranienburg KM 3 gereist.

Der holländisch klingende Name Oranienburg macht seinem Namen alle Ehre, hat doch der Kurfürst Friedrich Willhelm von Brandenburg an der sehr, sehr jungen Prinzessin Louise-Henriette von Oranien-Nassau Gefallen gefunden. Er heiratete sie flux und schenkte ihr das Städtchen mit den herumliegenden Dörfern, ich denke so als Mitgift, welches ab dann Oranienburg hiess und Louise liess sich ein Schloss bauen. Im Zuge einer Landesgartenschau wurde neben dem Schloss ein eher steriler Schlosshafen gebaut, der dazu auch den etlichen Wohnmobilbenutzern als Kurzabsteigen dient. Leider begleitet diesen Ort aber auch eine sehr trübliche Geschichte der letzten 90 Jahre: Schon kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und dadurch durch Adolf Hitler, also nur Monate später wurde in Oranienburg das erste Konzentrationslager eröffnet. Oranienburg diente als Head-Office für alle KZ’s im Grossdeutschen Reich. Ebenfalls betrieben die Nationalsozialisten hier das berüchtigte Konzentrationslager Sachsenhausen. Grossteile dieser Stadt wurden dann im Zweiten Weltkrieg zerbombt und wieder aufgebaut.

Nun steht Oranienburg als eine Satellitenstadt von Berlin. Echt hübsch mit dem Schloss und seinem Park und es siedeln sich immer mehr Berliner hier draussen an, suchen die Arbeit aber in der Grossstadt. Fast alle Schwerindustrie wie Stahl- oder Walzwerke sind im Zuge der Wende eingegangen und es ist auch wenig Klein- und Mittelgewerbe sichtbar. Viele Schaufenster in den Ladengebieten sind bereits seit Jahren unbenutzt und sehen sehr schäbig aus. Es werden aber neue Wohnungen gebaut und alte Liegenschaften werden saniert. Es sieht so aus, dass dies was wird. Aber es dauert halt seine Zeit. Seit der Wende ist es halt «erst» dreissig Jahre her. Und es dauert halt irgendwie zwei Generationen.

About the author

Chrigel Hunziker und Marianne Ott