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9.6. - 12.6.2023

Das eindrückliche Hebewerk Niederfinow

Oranienburg via Martinsweder und Oderberg nach Gartz an der Oder

Von Oranienburg zurück in den Oder-Havelkanal (KM 25) und zum Übernachten in den Hafen Marienwerder (KM 54) und zur nächsten nächtlichen Ruhestätte nach dem Hebewerk Niederfinow in den Hafen Oderberg (KM 87). Nach der letzten Schleuse Hohensaaten (KM 93) lassen wir die Oder rechts liegen, da sie in diesem Abschnitt gefährlich wenig Wasser führt. Weiter fahren wir auf der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstrasse, bis diese bei KM 134 in die Westoder übergeht und zum Nachtlager in Gartz (KM 8)

Eigentlich wollten wir die Mecklenburgische Seenplatte besuchen und uns im Land der Seen und Krautwickel gütlich tun. Aber bereits bei der ersten Brücke im Vosskanal blieb uns dies verwehrt. Wir sind zu hoch. Die Massangaben auf den Flusskarten und elektronischen Medien sind verschieden und mit Vorsicht zu geniessen. Darum fahren wir langsam an die Unterfahrten. Zuerst warten wir, bis kein Schiff mehr Wellen verursacht, die das Schiff schnell mal zehn bis zwanzig Zentimeter anheben können. Dann fahren wir ganz langsam, fast Millimeter für Millimeter unter die Brücke. Jemand ist am Steuerstand unten und der andere sitzt mit eingezogenem Kopf und dem Funkgerät auf der Flybridge und meldet dies bei zu wenig Platz sofort dem Fahrer, damit das Schiff sofort zurückgesetzt werden kann. Mit einem kleinen «Touché» fuhren wir ohne Meck-Pomm Besuch zurück und weiter Richtung Oder.

Der Havel Oderkanal ist eine Bundeswasserstrasse und wurde im östlichen Teil nach Eberswalde massiv ausgebaut. Es sind noch einige Baustellen mit immensen Maschinenparks sichtbar. Man hat das Gefühl, die vielen Bagger, Pneulader, Dumper (grosse Baustellenlaster) Notstromgruppen, Krane, Schwimmpontons und Ramm-Maschinen mit ihren grossen Motoren stehen sonntags wie Hühner auf ihren Stängelchen aufgereiht und lauern mit Tatendrang auf den nächsten Arbeitstag. Ich glaube, einige zucken schon vor sich hin. Der Kanal wurde auf sieben Kilometern über zwanzig Meter verbreitert und einen Meter tiefer ausgebaggert. Das entspricht etwa 1.5 Mio. Tonnen Materialbewegungen. Da müssen die Baggerschaufeln einige Male in den Boden greifen. Dazu sind alle Brücken zu kurz und müssen abgebrochen und neu gebaut werden. Diese können nicht einfach verlängert werden. Aber am Ende des Kanals kommt das Meisterstück: Das Hebewerk Niederfinow, das alte, das bereits vor über hundert Jahren seinen Betrieb aufgenommen hatte, und heute als Industriedenkmal unter Schutz steht, ist eine Höchstleistung der Ingenieurbaukunst. Wird doch auch im neuen Hebewerk mit derselben Technik die Riesen-Badewanne von 9800 Tonnen Gewicht in fünf Minuten um sechsunddreissig Meter von oben nach unten oder umgekehrt befördert. Eine ganze Schleusung dauert mit allem drum und dran zwanzig Minuten. An die zweihundertfünfzig Drahtseile und ein Gegengewicht halten die Wanne in der Schwebe. Die Antriebsmotoren müssen nur die Reibwiderstände der Lager und der Führungsschienen überwinden. Die Wanne hat immer dasselbe Gewicht, ob sie leer - also nur mit Wasser gefüllt – ist oder ob ein Lastkahn mit 1500 Tonnen drin ist. Dieser verdrängt einfach 1500 Kubikmeter Wasser. Ich denke, das war damals eine der ersten Physikstunden, wo wir das mit der Verdrängung von Wasser und den Schiffen gelernt hatten. Smile. Alles wunderbar und physikalisch verständlich und rechenbar. Aber eines habe ich nicht verstanden: Du fährst oben mit dem Schiff in die Wanne. Dann wird die Wanne mit einem Doppeltor von unten zugemacht. Die äussere Seite des Tores dichtet die Seite gegen den Kanal ab, und die andere Seite schliesst die Wanne ab. Dann geht die Reise nach unten los und die Doppeltüre trennt sich, die eine bleibt beim Kanal, und die andere fährt mit der Wanne nach unten. So weit so gut. Was ich nicht verstanden habe ist, dass nicht ein Tropfen Wasser aus diesem System fällt. Es ist noch kein Tropfen herausgelaufen. Die Betonwände sehen aus wie frisch betoniert. Die sind noch nie mit Wasser in Berührung gekommen. Ich kann mir das nicht erklären. Einfach beeindruckend!

About the author

Chrigel Hunziker und Marianne Ott